Der NPD-Fackelmarsch in Weinheim

Der Fackelmarsch der NPD in Weinheim – das war auch eine Geschichte der Marke „Geht mal gar nicht“.

Es hatten sich ein paar hundert Nazis in der rund 200 Kilometer entfernten Stadt Weinheim angekündigt. Da wir alle froher Dinge waren, haben wir uns aufgemacht, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Wir sind also mit Jan dem Norden entgegengecruist und hatten sichtlich Bock, ein paar Faschos den Abend zu versauen. Soweit, so gut!

In Weinheim angekommen, waren wir etwas überrascht, dass Team Green kaum vorhanden war und dass – noch kurioser – auch keine Nazis aufzutreiben waren. Was es damit auf sich hatte, ist zumindest in unserem Umfald nie ganz aufgeklärt worden, aber der spaßige Teil kam ja erst noch. Zunächst hat die angereiste linke Masse (es waren noch minimum 200 bis 300 andere) ein paar Bier trinkende Bahnhofs-Glatzen in Angst und Schrecken versetzt. Zu üblen Auseinandersetzungen kam es aber nicht.

Wir waren also etwas irritiert, irgendwie sogar enttäuscht, als wir uns auf den Weg zurück zum Auto machten. Als wir bereits in der Straße angekommen waren, wo wir Jan abgestellt hatten, merkten wir, dass uns eine Wanne in Schrittgeschwindigkeit verfolgte. Wir haben schon vermutet, dass sie sichergehen wollen, dass wir auch ja die beschauliche Stadt verlassen, da ging dann tatsächlich die Scheibe runter und wir wurden gefragt, was wir vorhätten. Ich hatte die Hand schon am Autoschlüssel, riss ihn aus der Tasche, hob ihn hoch ohne die Cops anzuschauen und meinte: „ Wir sind auf dem Weg zum Auto, heimfahren! “

Diese Antwort reichte offenbar vorerst, und sie schafften es – was ich bis heute autofahrerisches Können nenne – hinter uns zurückzufallen und langsamer als wir zu fahren. Auch das hat uns nicht sonderlich überrascht. Wir waren uns bewusst, dass sie gerne das Kennzeichen haben würden, und so sind wir ohne aufzumucken in unsere Kiste gekrabbelt und losgefahren. Da sind wir dann langsam am spannenden Punkt angekommen: Keiner von uns war je in Weinheim, woher sollten wir denn wissen, welche Richtung wir einzuschlagen hatten?

Unsere Taktik war eigentlich nicht unclever: Wir fuhren immer bis zur nächstgrößeren Straße, entschieden uns nach dem Zufallsprinzip oder der besseren Aussicht, folgten dieser Straße bis zur nächst größeren und hofften auf Schilder, die uns die Autobahn, „ alle Richtungen “ oder gar Stuttgart anzeigen.

Das aber schien den Cops etwas suspekt zu sein, da wir natürlich völlig planlos durch die Gemeinde gurkten. Natürlich haben wir bemerkt, dass sie uns verfolgt haben – das war ja nicht schwer auszumachen, wenngleich sie sich alle Mühe gaben, und bisweilen an die 150 Meter Abstand hielten. Das ganze Spiel ging vielleicht fünf Minuten so, aber es war für uns – Verfolgte! – natürlich eine halbe Ewigkeit. Als dann eine langgezogene Rechtskurve kam, bei der sie soweit hinter uns waren, dass sie uns aus dem Blickfeld verloren hatten, entschied ich mich dazu, zu testen, was sie denn wollten. Ich entschied mich gegen eine kleine Abzweigung, was wohl der Fehler war, sondern fuhr – nachdem wir das abgeklärt hatten – in einen langgezogenen Parkplatz an der Hauptstraße, stellte unverzüglich den Motor ab, löschte das Licht und wir alle tauchten ab. Ich lugte aus einem Auge auf die Straße und dann sah ich sie vorbeifahren. Wieder fast in Schrittgeschwindigkeit. Ich sah, dass die Wanne voll besetzt war und dass uns alle innen sitzenden Cops anstarrten.

20 Meter vor uns fuhren sie rechts ran, stiegen aus und rückten schonmal ihre Schlagstöcke zurecht. Ich öffnete das Fenster und begann den Dialog mit einem lockeren „ Ach kommen sie, war nur ein Spaß! “ Ein unfreundlicher Cop antwortete: „ Sie sehen doch, mir lachen alle! “

Eine Prügelorgie blieb aus, aber unser Auto wurde von den 6 oder 7 Bullen auseinandergenommen und Harun musste letztlich wegen Unklarheiten bezüglich seines Passes mehr als eine halbe Stunde auf die Weiterfahrt warten.

Sie hatten uns noch Weisung erteilt, wir sollen umdrehen, so kämen wir zur Autobahn, was wir dann – schliesslich hatten wir ja nichts gegenteiliges vor – auch taten. Eigentlich hätten wir noch tanken müssen, und nur ein paar Meter weiter (schon in die rückwärtige Richtung) wäre eine Tanke gewesen, aber wir waren uns sicher, dass sie, würden wir abermals stoppen, die Knüppel nicht im Sack lassen würden. Also sind wir – mit Polizeieskorte – bis auf die Autobahn gefahren, und erst an der Grenze nach Baden-Württemberg waren wir sie endgültig los. Deutschland, Deutschland über alles!


Was am Himmel passiert, kann mir egal sein!

(Kφnig Felix I)