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Gespräche
Neulich saßen du und ich
mit einem schönen Sonnenstich
zu zweit auf deiner Dachterrasse
quatschten über Spachtelmasse
übers Häuser renovieren
und spaziern auf allen vieren
über üble Überfälle
über Reichtum auf die Schnelle
über dumme Situationen
und das „Noch zu Hause wohnen“
über peinliche Versprecher
über dämliche Verbrecher
über Worte und Geschichten,
übers Reimen und das Dichten
übers Tagebücher schreiben
und allein zu Haus zu bleiben
über Schröder, über Kohl
und die Frisur von Kalle Pohl
über Väter und auch Mütter
und bekiffte Babysitter
über Telefonrandale
und die neuesten Skandale
über Drogen und Missbrauch
und die Gewinner bei Herrn Jauch
über Papas Tischmanieren
übers „Nachts an Wände schmieren“
über Selbstmord und das Leben
übers Hassen und Vergeben
über Freunde, Job und Schule
Stresser, Streber, Supercoole
über Grillen in der Nacht
und einen Typ, der dauernd lacht
über Spiele und Vergnügen
und nie genug davon zu kriegen
über Freunde und Bekannte
Bettgenossen, Artverwandte
über Lärmschutzwand-Bemalung
über Internet-Bezahlung
über Rechner und Gehäuse
Schlangen, Ratten, Kabelmäuse
über Schach und die Figuren
und verratzte Proll-Frisuren
über Sportvereinsbenehmen
und die Tendenz zu Kult-Emblemen
über Fielmanns Brillen-Spots
und den alltäglichen Rotz
über Malerei und Bilder
und vermurkste Hinweisschilder
über farbenblinde Tanten
und frustrierte Ottifanten
über Hitlers Tagebuch
und des alten Ramses Fluch
über Goethe, Marx und Hegel
und den derzeitigen Pegel
übers neue Pfandsystem
und den Namen von Kay Nehm
über Musiker im Stress
und den neuen Einheits-Dress
über Bahnhofsklos und Schranken
und den Unsinn von Gedanken
über Leben nach Kalendern
und den Wunsch, die Welt zu ändern
über Bücher und Autoren
über Fische und Amphoren
über Haustiere und Katzen
die beim Fressen dauernd schmatzen
über Nachtschwärze und Sterne
und Gedanken an die Ferne
über dumme kleine Kinder
und den kalten dunklen Winter
über Hochhäuser und Kneipen
und allein zu Haus zu schreiben
über Pfarrer und auch Gott
das Mittagessen, Abendbrot
über Asbest in alten Wänden
und die Beschaffenheit von Händen
über Scheibchen von Zitronen
und die Lust am oben thronen
über Bier und dumme Sprüche
über unbedachte Flüche
über Kochkunst in Shanghai
und den Sinn von Mops und Ei
Über unsre besten Platten
und wie lange wir sie hatten
und natürlich über dich
und im Anschluss über mich
Lieblingsthema gab es keins
für uns war das alles eins
Und so saßen du und ich
mit einem schönen Sonnenstich
an einem schönen Tag im Mai
Nur du und ich, Ich, Du, wir zwei...
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